Warum das keine abgeschlossene Debatte ist

3. Warum das keine abgeschlossene Debatte ist.

Der vorangegangene Text soll erklären, warum es von Bedeutung ist, dass sich FLINTA*s zusammen schließen und gemeinsam organisieren. Er soll Verständnis dafür wecken, warum es wichtig ist, dass wir uns als vom Patriarchat Unterdrückte im Protest als aktiv handelnd erleben.

Gleichzeitig geht es nicht darum, cis-männlich positionierten Menschen Unterdrückung von Lookismus abzusprechen. Wir behaupten auch nicht, dass das Patriarchat ausschließlich positiv für cis-Männer ist. Eine Reflexion der eigenen Chancen und Nicht-Chancen aufgrund des eigenen Genders und des eigenen Körpers bringt uns alle weiter. Auch die Reflexion darüber, was das ständige Reproduzieren von Normen für einen Einfluss auf das Aufrechterhalten dieser hat, ist wichtig um gemeinsam dagegen vorgehen zu können. Dies schließt die Reflexion der Normreproduktion durch den eigenen Körper und die Projektion von Erwartungen und Bewertungen auf andere Körper ein.

Wie beschrieben, ist es uns als FLINTA*s wichtig, selbst gehört zu werden und unseren Zorn über Körpernormen nach außen zu tragen. Dies schließt nicht aus, dass sich cis-Männer den Aktionen von körperZORN aus Solidarität oder auch aus eigener Betroffenheit von engen Schönheitsidealen anschließen können.

Leider wirken Machtmechanismen so, dass Stimmen (mehrfach-)privilegierter Menchen gehört werden und Stimmen (mehrfach-)diskriminierter Menschen überhört werden. Daher wollen wir ALLE zu einer Reflexion der eigenen privilegierten bzw. diskriminierten Position anstoßen und dem angeschlossen zu einer machtsensiblen Partizipation bei den Aktionen anhalten.

In diesem Sinne: Lookismus geht uns alle an. Lasst uns gemeinsam diskriminierenden Machtstrukturen und Kapitalismus den Kampf ansagen.

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1 Der Ausdruck ‚gelesen‘ steht für das Geschlecht, das einer Person aufgrund von äußeren Merkmalen und gesellschaftlichen Konstruktion zugeschrieben wird. Dies verdeutlicht, dass es zwischen dem wie eine Person gelesen wird und dem wie sie sich selbst bezeichnet zu Diskrepanzen kommen kann. Der Begriff ermöglicht, das unter Machtverhältnissen gewachsen und geprägte ‚gesellschaftlich binäre Denken‘ in Bezug auf Gender (also männlich oder weiblich) zu benennen, aber dabei gleichzeitig auf dessen Fehlschluss und Konstruktion hinzuweisen.

2 Mit den Bezeichnungen ‚schwarz‘ und ‚weiß‘ sind nicht biologische Eigenschaften wie die Hautfarbe gemeint, sondern politische und soziale Konstruktionen und Positionen als Diskriminierte oder Privilegierte in einer rassistischen Gesellschaft. Um dies kenntlich zu machen, werden die Begriffe hier in Anführungszeichen geschrieben.

3 Der Unterstrich im Wort Be_hinderung soll die Be_hinderung von Menschen durch äußere Umstände wie Barrieren und diskriminierende Strukturen erkennbar machen und verdeutlicht, dass Be_hinderung vor allem ein gesellschaftliches Konstrukt ist, welches durch ausgedachte Grenzen sehr variabel ist.

4 Gewichtsdiskriminierung erleben Menschen mit ‚großen Körpern‘. Oft wird ihnen aufgrund der Körperform Faulheit und weitere Abwertungen zugeschrieben. Die Annahme, dass Dick-Sein das Ergebnis schlechter Ernährungsentscheidungen und Inaktivität ist, führt zu Stigamtisierung. Eine zentrale Rolle bei Gewichtsdiskriminierung spielt der BMI, welcher kritisch betrachtet werden muss. Denn dieser teilt Menschen aufgrund des Verhältnisses zwischen Körpergewicht und Körpergröße in normal und abweichend ein und hat durch medizinische Deutungshoheit große Wirkmächtigkeit. Menschen mit ‚großen Körpern‘ erleben oft Fatshaming, was Abwertung, Beleidugungen oder Mobbing aufgrund der Körperform meint.

5 Heightismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund von Körperlänge. Menschen mit kurzen Körpern werden Fähigkeiten abgesprochen, sie werden weniger ernst genommen und ‘Kleinsein’ mit ‘Untergebensein’ gleichgesetzt. Männlichkeit von männlich gelesenen kurzen Personen wird in Frage gestellt. Weiblichkeit von weiblich gelesenen kurzen Personen hingegen nicht. Jedoch wird bei weiblich gelesenen Personen mit besonders langen Körpern Weiblichkeit in Frage gestellt und die Personen mit Eigenschaften wie Härte und Unsensibilität konnotiert.

4 Ein safer-space ist ein Raum, der möglichst frei von diskriminierendem Verhalten sein soll und in dem Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, sich austauschen können.